Einheimische Pilze und eine Briefmarke gegen den Japankäfer
Der goldgrüne Japankäfer aus Asien breitet sich invasiv und aggressiv aus. Nun droht der Schädling auch die Schweiz zu befallen. Schweizer Forscher wollen deren Vermehrung mit Pilzsporen stoppen. Eine Briefmarke soll zudem bei der Früherkennung helfen – denn die Zeit drängt.
Wird er gesichtet, muss der Befall sofort gemeldet werden: Der Japankäfer, der ursprünglich aus Japan stammt, ist hochgefährlich – denn in der Schweiz hat er keine natürlichen Feinde. Eine ungehinderte Vermehrung hätte massive ökologische und ökonomische Folgen. Als Engerling frisst der Schädling vorzugsweise Wurzeln von Gräsern und bedroht damit Wiesen und Weiden. Als ausgewachsene Käfer zerstört er die Blätter und Früchte von über 300 Pflanzenarten: Vom Apfelbaum zur Rose über Erdbeeren, Tomaten und Mais bis hin zu Reben. Ein ausserordentlich breites Wirtsspektrum, meint auch die Forschungsinstitution Agroscope.
Der Japankäfer verbreitet sich in hohem Tempo. Nach dem ersten Fund von 24 Käfern in der Schweiz im Jahr 2017 stieg die Zahl bis 2019 auf insgesamt 780 Käfer an sieben verschiedenen Orten. In Italien, wo europaweit der erste Befall gemeldet wurde, lassen sich in betroffenen Gebieten Larvenpopulationen von bis zu 500 Engerlingen auf einem Quadratmeter finden. Damit eine solch starke Verbreitung in der Schweiz verhindert werden kann, gilt für den Quarantäneschädling eine Melde- und Bekämpfungspflicht bei kantonalen Pflanzenschutzstellen.
Die Bekämpfung – Früherkennung und entomophatogene Pilze
Auch der Eidgenössische Pflanzenschutzdienst (EPSD) und die Schweizerischen Post haben sich dem Thema angenommen. Zum Internationalen Jahr der Pflanzengesundheit zeigen sie den Japankäfer auf einer Sonderbriefmarke für 85 Rappen. Ziel ist die Sensibilisierung der Bevölkerung: Wer einen Befall bemerkt, kann diesen dem Bundesamt für Landwirtschaft melden, denn eine frühzeitige Erkennung trägt massgeblich zum Schutz vor den Schädlingen bei.
Neben der Früherkennung gibt es eine Methode, die bereits seit rund 30 Jahren gegen die Maikäfer eingesetzt wird und vermutlich auch bei Japankäfer nützt. Als natürliches Pflanzenschutzmittel wirken sogenannte entomopathogene Pilze, die Insekten parasitieren. Die Sporen dieser Pilze haften an der Haut des Engerlings, beginnen zu keimen und dringen in dessen Larve ein. Im Innern der Insektenlarve setzt der Pilz Toxine frei und vermehrt sich, bis seine Sporen den ganzen Körper befallen haben. Dadurch infiziert er optimalerweise weitere Engerlinge und verhindert mit einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit deren Vermehrung über mehrere Jahre hinweg.
Das Projekt – Labortests und Feldversuche
Giselher Grabenweger von der Eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz und sein Team forschen in nationaler Zusammenarbeit mit Hochschulen sowie kantonalen Fachstellen für Pflanzenschutz zum Einsatz der Pilze gegen den Japankäfer. Entomopathogene Pilze seien sehr wichtige natürliche Gegenspieler von Insekten und eine noch wenig genutzte, in der Natur vorhandene Ressource, die viel Potenzial für die Zukunft des Pflanzenschutzes enthielte, meinte Grabenweger an der 7. Nachhaltigkeitstagung von Agroscope.
Erste Erfolge im Labor zeigen, dass gewisse einheimische Pilzstämme sich schnell auf den Engerlingen verbreiten. Es gilt, diese unter realen Bedingungen auf dem Feld zu testen.
Für diese Untersuchung hat das Forschungsteam im Rahmen des Horizon-2020-Projektes der EU finanzielle Unterstützung während vier Jahren erhalten. Dabei gelte vor allem eines: Schneller als der Schädling zu sein.